Sitzung 120

Anarath
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So richtig wich mein Ärger und die Enttäuschung nicht, was den bevorstehenden Besuch in den Points kaum angenehmer gestaltete. So teleportiert ich ohne moralische Stütze hinfort und landete direkt in der nächsten Überraschung. Der Wächter wurde ausgetauscht gegen giftige Stacheln, in denen jeder landete, der diese Form des Transportes wählte. Das Gift schien nicht sehr potent, meine Schuhsohlen waren aber nun ebenso löchrig wie meine Stimmung.

Es wunderte mich, dass ich unbehelligt durch diese Gegend schreiten konnte. In der Siedlung scherte sich niemand um mich und so war der Weg zur Wohnstätte von Maddoc erstaunlich ruhig. Was direkt verflog, als ich ansetzte zu klopfen. Durch die Tür waren sehr eindeutige Geräusche zu hören, was ein Anlass war noch etwas zu warten. Nach einem deutlich geringeren Zeitraum als angenommen kehrte Stille ein. Nun war es Zeit mich bemerkbar zu machen. Einmal tief durchatmend setzte ich erneut zum Klopfen an.

Als direkte Konsequenz ertönt eine Stimme über mir. Mutter stand nur in einer Decke gekleidet und mit einer Zigarre im Mund auf einem Austritt. Diesen Anblick brauchte es wahrlich nicht. Nach einer ersten Überraschung über meine Anwesenheit bat sie mich hinauf.

Ich schilderte kurz, dass ich mit Maddoc reden müsste. Sie zeigte sich aber enttäuscht darüber, dass ich keine Blumen mitgebracht hatte. Das war dieselbe Frau, die mich bei unserer ersten Begegnung beinahe umbrachte. Meine Laune war an einem Tiefpunkt und sie förderte, wie zu erwarten, keine positive Veränderung. Ausgehend von der Art, wie sie sich gab und mit mir sprach hätte ein jeder der anderen sicher direkt irgendwelche Sprüche gedrückt. So gesehen war es also vielleicht zum Besseren gewesen alleine zu kommen.

Auf keinen Fall wollte ich hier länger bleiben, als ich musste. Und es galt ein Ziel zu erreichen. Schließlich lag Arina’s Leben in unserer Hand. Daher nahm ich alles an Selbstbeherrschung zusammen, das mir geblieben war, schluckte jede Form von Stolz herunter und bedeutete meiner „Mutter“, dass ich in ihrem Namen zwar keine Blumen, dafür ein Tattoo gestochen hätte. Dies erfüllte seinen Zweck. Für dieses Mal war sie gebändigt und sorgte für ein Treffen mit Maddoc.

Dieser zeigte sich mir etwas zu freizügig, war aber zumindest gesprächsbereit. Es gab ein typisches hin und her, bis wir uns einigen konnten, was getan werden sollte. Kurzerhand schloss ich einen Deal mit ihm, der dafür Sorge trug Arina näher an unser Ziel zu geleiten – inklusive einer vorherigen Unterkunftsphase. Nicht zuletzt holte ich aber noch einen nicht weiter definierten Gefallen für später heraus. Überzeugt hatte ich Maddoc dazu, indem ich ihm anbot seine Beine wiederherzustellen. Auch wenn er zunächst skeptisch war.

Er machte auch noch klar, dass er es angenehm fände, wenn wir ihm Honigkekse aus Sylvanar mitbrächten und Mutter schwarze Blumen.

Was das Thema der Verteidigung gegen den Roten anging, so war der Pirat kaum interessiert. Aber als er hörte, dass es womöglich Gold als Ausgleich geben könnte schien er eine höhere Bereitschaft zu zeigen. Es musste sich aber erst noch erweisen, was Posetine bereit war zu zahlen. Und inwieweit Piraten mit Schiffen für uns überhaupt hilfreich waren. Aus meiner Sicht vermochten sie zumindest zu kämpfen und brachten gegebenenfalls Schiffswaffen mit.

Da ich schon einmal hier war befragte ich Maddoc auch zu meinem zweiten Tattoo. Scheinbar wurden die Nachrichten konstant besser und besser …

Dieses war ein Zeichen für die Malstrom Guard, also für Sycora’s persönliche Leibgarde. Sich unrechtmäßig damit zu schmücken war wohl keine gute Idee. Ich wunderte mich was ein alternativer Ralkarion wohl mit denen zu schaffen hatte. In jedem Fall aber hatten die Piraten schon ab und an mit ihr zu tun.

Meine Aufgabe hier war erledigt. Zurück bei den anderen konnte ich zumindest die Erfolge kundtun. Mehr mussten sie auch nicht wissen.

Kurzerhand verwahrten wir die Forschungsbücher im Bad of Holding, bevor ich Arina dann zu ihrer kurzzeitigen Bleibe in den Points brachte. Nun blieben uns vier Tage, bevor wir Harkis in Zoica treffen würden. Wobei wir den ersten Tag sinnvoll mit Rumsitzen verbrachten. Mal auszuspannen war aber keine schlechte Sache. Wobei wir eigentlich nur unsere Kräfte sammelten, um als nächstes einmal in Scourgefaust vorbeizuschauen. Die Kunde, dass die Feste leer sein sollte beunruhigte uns. Nach einer erholsamen Nacht brachten wir dann dorthin auf.

Wir landeten wie gehabt im Sanktum. Niemand war hier anzutreffen. Dann entdecken wir, dass das Tor nach draußen von innen verriegelt worden war. Es dauerte einen Augenblick den scheinbar magischen Aspekt der Verriegelung zu lösen. Wir schauten uns in den Gebäuden um und entdeckten, dass nichts geplündert worden war. Lediglich ein zu erwartendes Gebetbuch fehlte, das aber wohl mitgenommen worden war. Dann fiel uns ein Schreiben in die Hand, welches auf den erlebten Feldzug Bezug nahm. Es war davon auszugehen, dass die Hextor wohl bald wiederkommen würden.

Wir versetzten Ales wieder in seinen Urzustand und verließen Scourgefaust in Richtung Zoica.

Es kam die Idee auf mit Marco über Mocny zu sprechen. Schließlich war Loganar sehr deutlich darin, dass wir uns vorzubereiten hätten, wenn wir den Weg durch die Anomalien bewältigen wollten. Ava hatte recht schnell dafür gesorgt, dass wir uns mit Marco trafen. Er fand es lustig in meiner Gestalt aufzutauchen, mir entlockte es nicht mehr als ein Gähnen. Nach einem Besuch bei meiner Mutter war Marco zu ertragen wirklich keine Herausforderung mehr.

Je mehr wir ihn jedoch zu seiner alten Heimat befragten, desto zorniger und irrationaler wurde er. Es wurde aber deutlich, dass er es scheinbar vermieden hatte sich mit dem was dort geschehen war im Nachgang näher auseinanderzusetzen. Nicht zuletzt, weil er nie über das Ereignis hinweggekommen war. Emotional riss ihn das ganze so mit, dass er nicht nur zu hyperventilierten begann, sondern uns auch anbrüllte und schließlich das Gespräch jäh beendete. Es hatte keinesfalls geholfen, dass Ava wenig Empathie zeigte. Ich mochte zu Marco stehen wie ich eben stand, aber ich sah den Schrecken in seinen Augen und konnte diesen anerkennen.

Da wir weiterhin ohne Idee waren Mocny lebend zu durchqueren kam uns zuletzt noch Chrylax in den Sinn. Doch es zeigte sich schnell, dass dieser keinen Schimmer von Mocny hatte. Erwähnte aber, dass es ja helfen könnte mit Arcalis zu reden. Hatte die Holzkohlefackel vergessen, dass dieser tot war? Wobei uns dies doch auf eine Idee brachte.

Eventuell könnte Amastacia in diesem Bezug nützlich sein. Und sowieso hatten wir noch das Thema it Garret und seinem Meister zu klären. Zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen hörte sich gut an.

Ich teleportiert uns zu Bolg’Mors’s Höhle. Hatte wir uns nie die Zeit genommen den Rau genauer anzuschauen? Es war eigenartig. Wie wir in der geheimen Kammer standen schien es, als wären wir auf der Spitze eines hohen Berges und blickten in die Ferne. Die Wände gaben ein interessantes Bild wider. Aber keiner von uns hatte die blasseste Ahnung wo sich dieser Berg befinden könnte. Eventuell war es aber ein Hinweis darauf, wo diese Magier hin verschwunden waren?

Wir reisten einen Tag bis zu Amastacia. Auf dem Weg nach Boulderbane begegneten wir erneut Steve. Er sah wie gehabt erschreckend hässlich aus. Unsere anfänglichen Kommunikationsversuche mit ihm waren etwas schwierig und er wirkte etwas unzufrieden – wenn man dies bei seinem Gesicht denn zu ermitteln fähig war. Garret gelang es die gräulichen Geräusche von Steve zu übersetzen. Scheinbar war er in eine Sinnkrise gestürzt. Den ganzen Tag nur hier stehen und Leute abschrecken war dann sogar für das Gemüt einer Monstrosität irgendwann zu viel und zu einsam.

Wir hatten Mitleid und versuchten ihn zu ermutigen und etwas aufzubauen. Dies schien ganz gut zu gelingen. Auch wenn Ava sich erneut negativ eingestellt zeigte. Sich um die Belange der Wesen zu kümmern, denen wir begegneten war aus ihrer Sicht konstant Zeitverschwendung. Doch wenn wir nichtmal das Leben einer Person zu verbessern vermochten, wie glaubten wir es dann durch unser größeres Vorhaben zu können?

Zumal man mit ihrer Art sicher keine Alliierten gewinnen würde. Bei der Sicht auf das „große Ganze“, wie sie es stets betonte, hatte sie doch unlängst den Überblick verloren. Ein Einzelner vermochte den Lauf der Geschichte ändern zu können. Wer weiß wer zu welchem Zeitpunkt was dazu beitragen konnte am Ende einen positiven Einfluss auf unsere Sache haben zu können.

Amastacia’s Heim war von innen immer noch deutlich angenehmer, als von außen. Ihre „Zofe“ begrüßte uns und verhätschelte uns wie eine überfürsorgliche Mutter. Scheinbar war Amastacia gerade noch ein Nickerchen machen. Garret und ich hatten zuvor kein Sterbenswort gesagt. Krathus und Ava waren völlig ahnungslos was es mit der Guten auf sich hatte. Ein verdienter Spaß.

Ava war genervt keine brauchbaren Antworten auf ihre Fragen zu bekommen, während Krathus mit Essen und Trinken versorgt wurde uns sich schließlich auch an die Katze auf seinem Schoß gewöhnte. Obgleich wir ihn zu Anfang abhalten mussten die Katzen zu ärgern oder zu essen. Auch ich ließ es mir gutgehen und trank ohne Zurückhaltung. Seit den Points hatte das stark zugenommen. Musste ja auch mit einigem klarkommen und konnte mich in der Gruppe kaum über Rückhalt freuen.

Als das Kätzchen Amastacia schließlich wach wurde übernahm sie ihre kleine Puppe. Sehr zur Überraschung von Krathus und Ava. Und tatsächlich bekamen wir einige Antworten. In Mocny würden verschiedene Realitäten aufeinanderprallen. Zog man durch das Land, so könnte es sein, dass man sich plötzlich in eine solche reingelegt ohne es zu merken. Oder schlimmer sie für angenehmer empfand, als die aus der man stammte. Dies hatte weitreichende Konsequenzen, nicht zuletzt darin, dort quasi verloren zu gehen. Sie beschrieb die Anomalien als real und nicht real zur gleichen Zeit. Und unsere innersten Gefühle und Motivationen konnten ohne einen brauchbaren „Anker“ in dieser Realität schnell zu einem Problem werden.

Ava machte während dieser Ausführungen ein eher kritisches Gesicht. Etwas beschäftigte sie diesbezüglich. Zuletzt offenbarte sie uns, dass sie keine Ahnung habe, was sie nach der Erfüllung unserer Aufgabe tun wollen würde. Nichts schien sie anzuziehen, sie wirkte zu dem Zeitpunkt etwas verloren. Bevor wir Mocny durchqueren würden, nahm ich mir vor das einmal anzusprechen.

Dann kamen wir auf das Thema mit Arcalis sprechen zu wollen. Amastacia zeigte sich davon sehr angetan. Ihr schienen schon unglaublich viele Dinge durch den kopf zu schießen, was sie mit ihm besprechen wollte. Wir machten aber klar, dass unsere Fragen Priorität hätten und sie ihre im Zweifel noch später stellen könnte.

Es galt nur sie und die Überreste des Drachen zueinander zu bringen. Laut Ava’s Freundin war es wahrscheinlich, dass Arcalis Leichnam im Fubamizi lag. Wenn Zofra dorthin unterwegs gewesen war, dann könnten wir eine Verbündete vor Ort haben, die uns helfen würde. Andernfalls müssten wir uns auf eine unangenehme Situation mit einem Drachen namens Tundra einstellen.

Ich schlug vor, dass wir vor Ort einen Teleportzirkel einrichten und Amastacia dann abholen wollen würden. Das schien soweit anklang zu finden.

Blieb nur noch Garret übrig. Es galt einen Körper für den potentiellen Transfer der Seele seines Meisters aufzutun. In Anbetracht dazu, dass wir Amastacia ermöglichen könnten mit Arcalis zu sprechen, war Bezahlung überflüssig.

Es gab nun zwei Optionen an einen Körper zu gelangen. Entweder wir fanden den Gnom namens Pan wieder, der verschollen zu sein schien und welcher uns mit so etwas aushelfen konnte, oder wir fanden etwas anderes brauchbares. Da in der Tat unsere Zeit begrenzt und völlig ungesichert war wie lange wir brauchen würden den Gnom aufzufinden, schlug ich kurzerhand vor schlicht die Knochen aus der Grabstätte des Fubamizi zu nehmen. Am Ende würde ein Drachengeborener wiederbelebt in einem Drachenskelett eine gewisse Art der Poesie darstellen, oder nicht?

Im Zuge weiterer Überlegungen kamen wir auch noch einmal auf das Thema mit Ungol in Kontakt treten zu wollen. Und dies war auch etwas, dass Amastacia sichtlich freute, wenn sie die Gelegenheit dazu bekam. Eventuell könnten uns dabei die Kommunikationsbücher helfen. Wenn wir ein Paar vorbereiteten und eines davon an die Spinne entsandten, dann wäre es vermutlich effektiver, als darauf zu hoffen auf telepathischem Wege zu sprechen. Denn zumindest meine Lust war eher gering uns vor Ort vorstellig zu machen.

So endete auch dieser Tag. Amastacia bot uns Zimmer an und wir nahmen dankend an. Auch wenn Ava nun selbst Nachtruhe als Zeitverschwendung begann anzusehen. Ich fand es ermüdend und anstrengend, es konnte ja nicht jeder nur mit ein wenig Rumsitzen und Meditieren voll erholt sein. Zumindest hatte ich meinen Spaß, als sie in ihrem Zimmer Begegnung mit den riesigen Fledermäusen machte. Ein kleiner Schreck zum Abend war belebend und labend.