Sitzung 107

Tueddelig
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Wenn es keinerlei Effekt hatte, dass die Orcs in den Runenkreisen starben (waren zwei davon nicht eben noch Säulen gewesen?) - vielleicht waren sie für uns da? Ich beschloss, diese Theorie zu testen, die anderen schienen denselben Gedanken gehabt zu haben. Allerdings barg das die Gefahr, dass die Orcs auf die anderen losgehen würden, ohne, dass ich etwas dagegen tun könnte. Aber irgendwie mussten wir hier raus. Ich schnappte mir zumindest einen der drei Orcs und zog sie mit mir… so könnte ich die Gefahr zumindest verringern.

Soweit so gut, doch der Plan geriet in Gefahr, als einer der anderen Orcs Ralkarion niederstreckte und sich dann Krathus zu umwandt, der sich des Angriffs jedoch erwehren konnte. Instinktartig ließ ich den Orc vor mir los und rannte zu Ralkarion, um ihn zumindest zu stabilisieren, gleich darauf war auch Garret zur Stelle und hob ihn wieder auf. Wir konnten nicht verhindern, dass Ralkarion ein weiteres Mal niedergestreckt wurde, doch schafften wir es mit vereinten Kräften dann doch, jeden lebend in seinen Runenkreis zu verfrachten. Als die Portale erschienen, kümmerte sich Krathus kurz um Ralkarion, dann verschwanden wir so schnell wir konnten im Portal.

Der nächste Raum wartete zum Glück nicht mit weiteren Monstern, sondern lediglich mit vier Podesten und einem beschrifteten Steinaltar in der Mitte auf, auf dem in zunächst unverständlichen Buchstaben etwas geschrieben stand. Ralkarion und ich holten daraufhin erstmal unsere Zauberbücher hervor, während Garret und Krathus den Raum erkundeten. Da es dabei offenbar recht schmerzhaft zuging, widmeten sie sich daher erst einmal einem Getränk aus Garrets Brauerei - seine Familie war offenbar eine von Braumeistern. Na großartig… Als der Zauber gewirkt war, besahen wir uns den Stein, dessen Inschrift allerdings nicht wirklich ermutigend war - nur Tote oder Sterbende sollten Zutritt zum nächsten Raum erhalten. Eine Bedingung, dir wir aus meiner Sicht eigentlich fast alle erfüllten, aber nun ja, der Raum war da wohl wählerischer. Wenngleich wir inständig hofften, dass die Inschrift nicht wörtlich gemeint war, wussten wir doch nicht, welche andere Lösung sein mochte. Ich setzte mich daher letzten Endes mit dem Vorschlag durch, eine Pause zu machen. Wenn wir uns tatsächlich auf diesen Plattformen opfern mussten - nun, dann war nichts verloren. Sollte der Raum schon mit einem Teil unserer Lebenskraft zufrieden sein - dann würden wir den nächsten Raum in deutlich besserer Verfassung betreten als jetzt. Außerdem bestand eine Chance, dass wir währenddessen auf eine bessere Idee kämen.

Zumindest die letzte Hoffnung bestätigte sich nicht und so stiegen wir besorgt auf die Plattformen, die sofort begannen, das Blut äußerst schmerzhaft aus uns herauszusaugen. Eine extrem unangenehme Erfahrung, die nicht dadurch besser wurde, dass wir feststellen mussten, dass sich unsere Hoffnung auf ein parti… par… teilweises Aussaugen nicht erfüllte. Mehrmals unterbrachen wir, der Raum stank und ertrank in unserem Blut - moment, unser Blut? Dafür war es zu viel… wo das andere wohl herkam? So oder so blieb uns nichts anderes übrig, uns vollständig aussaugen zu lassen. Wir wollten nicht riskieren, alle bewusstlos zu werden und so blieben Krathus und ich erstmal den Plattformen fern. Da das Blut die Säule in der Mitte jedoch nur halb hochstieg, mussten wir letzten Endes einsehen, dass uns nichts anderes übrig blieb, als dasselbe Schicksal zu erleiden. Einmal wehrte sich mein Körper noch und ich erwachte aus der Bewusstlosigkeit. Mich einmal umblickend ging mir der Gedanke „Warum dauert das denn so lange?” durch den Kopf, dann wurde mir wieder schwarz vor Augen.

Als ich diesmal aufwachte, war ich in einem anderen Raum. Hatte also geklappt. Uff. Die Erleichterung währte aber nur kurz: Wir waren an vier unterschiedlichen Enden des Raums in jeweils eine Käfig gesperrt und überblickten eine eher unheimliche Szenerie. Eine große Gruppe von in Roben gehüllten Gestalten, die vor einer gewaltigen Statue standen. Hatte was kultartiges. Es wurde nicht besser dadurch, dass ich feststellen musste, dass ich nicht einen Muskel rühren konnte - und im nächsten Moment ein Gefangener aus einem anderen Käfig in das Maul der Statue geworfen wurde und verschwand. Und tatsächlich musste ich wenig später mit ansehen, wie Krathus aus seinem Käfig geholt wurde und dasselbe Schicksal erlitt und ich völlig machtlos zusehen musste. Nun, zumindest würde ich nicht lange damit hadern müssen, denn kurz darauf wurde auch ich geholt und in das Maul geworfen. Wütend auf die Welt, aber unfähig, etwas dagegen zu machen. Ich hatte noch was zu erledigen. Gwen, Craich, es tut mir Leid…

Im nächsten Moment knallte ich relativ hart auf einem Steinboden auf. Verdattert blickte ich mich um. Meinen Tod hatte ich mir anders vorgestellt. Währenddessen klatschten auch Garret und Ralkarion neben mir auf, letzterer bewusstlos mit einer Dolchwunde - was auch immer er angestellt hatte, um das zu schaffen? Während Krathus sich um ihn kümmerte, stellten wir fest, dass wir wieder zurück an unserem Ausgangsort waren, allerdings unser „Gastgeber” nirgendwo zu sehen war. Garret schoss los, um oben nach dem rechten zu sehen, Ralkarion und Krathus zog es eher zurück in die Bibliothek unten. Da wir noch keine Ahnung hatten, was uns hier nun erwartete, beschloss ich, dass niemand alleine bleiben sollte und jagte Garret hinterher. Je weiter wir nach oben kamen, desto mehr stank es - und der Grund dafür war nicht zu übersehen. Ein gewaltiger, uns bekannter silberner Drache war vor der Tür aufgerichtet - oder besser aufgehängt. Sein Oberkörper war mit Ketten zwischen hastig errichtete Türme gespannt worden und offenbar bei noch lebendigem Leib ausgeweidet worden. Selbige Eingeweide waren wenig wählerisch über den Boden verteilt worden. Ich war eine Menge gewohnt, aber bei dem Anblick musste ich mit aller Macht ein Würgen unterdrücken. Was für ein Monster tat so etwas? Ach, richtig.

Cenereth aka der Graue Mann war also tot. Nach dem, was wir dort sagen, vielleicht sogar schon ein paar Wochen, auch wenn sich das nicht so genau bestimmen ließ, geschweige denn das ich ein gesteigertes Interesse hatte, die Leiche genauer zu untersuchen. Wir gingen daher wieder nach unten, wo auch Ralkarion und Krathus eine Entdeckung gemacht hatten. Mehrere sogar. Zunächst einmal war da Lia. In ihrer menschlichen Form dort sitzend, hatte sie offenbar jeden Rest von Verstand eingebüßt und schien uns nicht einmal wahrzunehmen. Ralkarion hantierte gerade mit einem Buch, dass offenbar irgendwie mit ihr in Verbindung stand, aber hatte keinen Erfolg damit, ihren Verstand wiederherzustellen.

Und dann war da dieser Brief, den uns der Rote dagelassen hatte. Selbst ohne die Situation vor Ort hätte mich der arrogante Schreibstil vermutlich auf die Palme gebracht, so hingegen entfachte er blanken Zorn auf diese rote Bestie. Neben einer Menge selbstverliebter Äußerungen enthüllte er unter anderem, dass er schon lange vom arkanen Nexus gewusst hatte und nur darauf gewartet hatte, dass sich dieser wieder auflädt, was durch die Neuerrichtung der Akademie geschehen war (ich hatte immer gewusst, dass nichts Gutes von diesem vermaledeiten Ort kommen konnte!) und er dadurch mittlerweile sein Ziel, zu einem Gott zu werden, erreicht haben dürfte. Ferozoica sei nun in den Händen des Imperators Ssai Sardak des Wiedergeborenen Imperiums oder aber an die Linie des Harkis vergeben, ein Name, der mir aus den Erzählungen der anderen irgendwie bekannt vorkam, auch wenn ich den Finger nicht darauf legen konnte. Einen Hoffnungsschimmer gab es jedoch: Er sprach davon, dass nie jemand weniger als 57 Jahre gebraucht hätte, um aus dem Würfel zu entkommen. Dem grauenvollen Anblick von oben nach zu urteilen, waren jedoch nicht viel mehr als zwei bis drei Wochen vergangen. Was im Umkehrschluss heißen dürfte, dass all die Vorhaben in dem Brief vielleicht noch nicht umgesetzt worden waren? Dieser Gedanke löste eine Flut an Gedanken und Plänen aus, denen ich jedoch nur teilweise folgte. Denn ich war in meinem ganz eigenen Konflikt gefangen…

Wenn wir zurück in Ferozoica waren, dürfte mein Auftrag als abgeschlossen gelten, ob gescheitert oder nicht - Lia war gefunden, der weitere Zustand würde sich klären müssen. Der Gedanke kam auf, ob Qwe ihr vielleicht helfen könnte, die Illusionsmagie, die auf ihr lag, zu lüften. Nun, so oder so - ich wäre frei, meine Suche nach Gwen und Craich fortzusetzen. Vielleicht sogar hier in der Gegend, es gab noch eine Menge unerforschtes Territorium hier. Gleichzeitig erschien mir der Gedanke enorm egoistisch angesichts dessen, was Garret, Ralkarion und Krathus vor sich hatten. Sie würden jede Hilfe brauchen, die sie bekommen konnten - konnte ich sie da wirklich alleine lassen? Gleichzeitig hatte ich geschworen, nicht eher zu ruhen, bis ich Gwen und Craich gefunden hatte. Sie waren meine Familie! Wie könnte ich sie im Stich lassen, ganz gleich, was für andere Aufgaben warten mochten?

So verfolgte ich die Diskussion nur am Rande. Bekam mit, dass Ralkarion etwas in dieses Kommunikationsbuch schrieb, um die genaue Zeit in Erfahrung zu bringen, was mich auf eine Idee brachte, wie ich vielleicht beides miteinander vereinen konnte. Dennoch, ich brauchte mehr Zeit, um mir über alles klar zu werden. Glücklicherweise wurde kurz darauf ohnehin beschlossen, dass wir die Nacht hier verbringen würden und erst morgen nach Ferozoica zurückkehren würden, da wir nicht wussten, in welchem Zustand wir die Stadt vorfinden würden. Eventuell würden wir all unsere Kräfte benötigen, auch wenn ich inständig hoffte, dass das nicht nötig sein würde. Aus so vielen Gründen, aber vor allem aus Sorge um meine Eltern. Sie hatten die erste Schleifung Ferozoicas überlebt, aber wer weiß, wie es diesmal enden würde. Unruhig und unsicher begab ich mich zur Ruhe.

Mit einem klareren Kopf am Morgen fiel es mir leichter, eine Entscheidung zu treffen. So sehr mir die Gruppe ans Herz gewachsen war, so sehr ich sie für das bewunderte, was sie versuchten und so sehr ich um sie fürchtete angesichts der Mächte, die ihnen gegenüberstanden - meine Familie konnte ich nicht alleine lassen. Ich würde meine Suche fortsetzen. Aber wenn ich dabei helfen konnte, würde ich das tun. Ich bat daher Ralkarion um eines der Kommunikationsbücher. Er hatte zwar keines übrig, erwähnte jedoch, dass Professor Chrylax eventuell noch wenige besaß. Ich schluckte. Da würde ich wohl zu Kreuze kriechen müssen, aber mein Stolz sollte nicht zu Lasten anderer gehen. So informierte ich die Gruppe darüber, dass ich sie verlassen würde, um weiter nach meiner Familie zu suchen, dies aber hier in der Gegend tun und sie nach Möglichkeiten per Buch mit Informationen zu diesem Wiedergeborenen Imperium der Yuan-Ti zu versorgen würde. Zu meiner Erleichterung waren sie voller Verständnis, besonders Ralkarion - mit seiner Geschichte war das gleichzeitig sehr verständlich wie bewundernswert. Mit deutlich leichterem Herzen brach ich gemeinsam mit ihnen auf nach Ferozoica, die immer noch geistlose Lia auf den Schultern. Der Plan war, dass Ralkarion den Teleportzirkel aktivieren würde und uns sofort nach er Ankunft unsichtbar machen würde. Es bestand zwar trotzdem die Gefahr der Entdeckung, wir wollten diese aber so klein wie möglich halten. Selbst wenn in Ferozoica noch alles beim alten war, konnte es nur von Vorteil sein, wenn der Rote glauben würde, dass wir noch im Würfel gefangen waren.

Tatsächlich war dies leichter als gedacht, da auf der anderen Seite mittlerweile eine Kammer entstanden war, in die der Teleportzirkel führte und der Wächter davor gerade ein Nickerchen einlegte. Im ersten Moment beunruhigend, legte sich diese Unruhe schnell wieder, als wir feststellten, dass sich ansonsten baulich nicht viel verändert hatte, also wohl tatsächlich nicht allzuviel Zeit vergangen war. Auch ansonsten wirkte Ferozoica auf dem Weg zu Professor Chrylax nicht wirklich anders als sonst. Unentdeckt kamen wir dort an, zumindest bemerkten wir keinerlei Verfolger. Ich lud Lia, die ich während der ganzen Aktion auf den Schultern getragen hatte, oben ab, dann stapfte ich nach unten. Wurde Zeit, den Professor mal nett um einen Gefallen zu bitten. Ich fand ihn unten, gemeinsam mit Qwe in irgendein Experiment vertieft. Auf meine Ansprache reagierte er jedoch wie üblich höchst ungehalten mit einem Flammenball. Mochte damit zu tun haben, dass ich vergessen hatte, dass ich ja noch unsichtbar war, da konnte ich ihm tatsächlich keinen Vorwurf machen. Nur gut, dass mir seit damals Feuer nicht mehr soviel ausmachte. Erstaunlicherweise wirkte er meiner Bitte gegenüber offen - vermutlich bedeuteten ihm diese Bücher aber auch einfach nicht soviel. Also nahm ich eins an mich und ging wieder nach oben.

Unbemerkt gefolgt von Qwe, der kurz nach mir ankam. Als er sich im Raum oben umsah, fielen der Reihe nach die Unsichtbarkeitszauber aus - und auch der Zauber, der auf Lia gelegen hatte, löste sich auf! Sofort sprang sie wie von der Phasenspinne gebissen auf, schrie nach ihrem Buch, wo es sei, sie müsse es haben. Ralkarions Art, Fragen nur sehr umständlich und eher kryptisch zu beantworten, kam ihm dabei nicht zugute, als Lia, völlig im Wahn der Suche nach dem Buch, ihn am Bein packte, wie eine Puppe hochhob und durchschüttelte. Ein durchaus amüsantes Bild, wie ich zugeben musste. Letzten Endes kam Lia aber noch genug zu Sinnen, um Ralkarion Zeit zu geben, dass Buch hervorzukramen und an sie zu überreichen. Im ersten Moment war ich überrascht, als sie kurzerhand in das Buch sprang und verschwand, doch im nächsten Moment erinnerte ich mich daran, wie sie davon gesprochen hatte, dass Tanaos Ayumu von ganzen Bibliotheken, die in einem Buch versteckt waren, gesprochen hatte. Vermutlich war dies eines davon.

Kurz darauf erschien Lia wieder bei uns. Sie hatte offenbar gefunden, wonach sie suchte, denn sie erzählte aufgeregt, dass es noch da sei. Der Schlüssel zu allem sei noch da. Was das wohl sein mochte? Ich hoffte sehr, dass sie Recht hatte und was immer sie gefunden hatte die Aufgabe für meine baldigen Ex-Schützlinge weniger überwältigend machen würde…