Tagebuch: Layara
Sitzung 89
Es war später Abend geworden und wir waren noch immer dabei herauszufinden, wie wir vorgehen sollten. Vor uns lag ein stark bemanntes und schwer bewaffnetes Camp. Aber niemand von uns hatte genug taktische Erfahrung, um einen guten Plan vorzulegen. Immer wieder hallten die Worte des Drachen in meinem Kopf nach, dass eine Aufladung verbraucht werden müsse. Es galt doch so viele Ziele zu erreichen und sie mit einem Wunsch zu vollenden wäre ein Segen gewesen. Einen potentiell zu verschwenden wollte ich vermeiden.
Leeroy kam mit der Idee unsere Ringe zu verwenden. Beinahe hätte ich diese vergessen. Wir könnten uns in Gestalt eines Ettin als Anhänger von Bargle ausgeben. Gorok würde sich mit uns an die Tore stellen und dann … ja was dann? Dieser Orb sei angeblich in dem Zelt mit dem Anführer. Er müsste hinauskommen, dann hätte Fin noch einmal die Chance einzudringen und sie zu entwenden. Um das zu erreichen müssten wir aber schon etwas brauchbares vorzubringen haben.Suchten wi nach Hilfe, würden wir Informationen anbieten, gar so tun als ob wir den großen Roten im Namen Bargle’s unterstützen wollten?
Schließlich lenkte Gorok ein. Unsere Diskussionen waren ihm schon früher zu ausschweifend gewesen. Seiner Idee nach sollten wir einfach alle in das Camp schleichen. Sowohl Fin, wie auch ich konnten dafür gemeinsam Sorge tragen uns alle unsichtbar zu machen. Und waren wir erst einmal drin würden wir schon sehen was geschieht. Im Zweifel würden wir eben einen Wunsch opfern. Was aber war, wenn – und die Erwähnung jener Person ließ mich nicht los – der Cheftaktiker Urso für alle Eventualitäten vorbereitet wäre. Fragend blickte ich zu Fin und versicherte mich, dass er wirklich nicht entdeckt worden war. Niemand hätte ihn bemerkt beteuerte er. Lediglich eines der Tiere sei kurz unruhig gewesen in seiner Nähe.
Die anderen schienen Stück für Stück Gorok’s Plan für sinnvoll zu erachten. Ob meiner es gewesen war wusste ich ja nicht einmal selbst. Irgendwas müsste heute Nacht aber noch geschehen, denn bereits morgen würden sie weiterreisen. Dann wach, scheinbar beritten und in voller Kampfmontur. Noch läge das Überraschungsmoment auf unserer Seite. So etwas lernten wir nicht im Orden. Die Magie zu beherrschen ja, jedoch waren Infiltrationstaktiken eher etwas, dass man in den Geschichtsbüchern vergangener Zeiten grob nachlesen konnte. Leeroy und Fin machten eher den Eindruck damit Erfahrungswerte zu haben. Da sich beide für den gemeinsamen Einstieg in das Camp aussprachen folgte ich ihrer Einschätzung.
So machten wir uns bereit. Constassina schien keinerlei Hilfe zu sein. Ihre Präsenz im Camp würde scheinbar eine direkte Verbindung zu Loganar ermöglichen, was dieser verhindern wollte. Leonard sollte nichts ins Kreuzfeuer geraten und verblieb mit Sorin’s Tier am Waldrand. Sorin selber würde aufgrund des Lärms seiner schweren Rüstung auch ausserhalb der Palisade warten und sich bereit halten, falls etwas schief ginge. Fin wollte die vorausgehen. Er würde zur Hinterseite des Zeltes gehen, während wir vorne hineinschlüpfen sollten. Vielleicht käme er ja ohne weitere Probleme direkt an die uns nur grob beschriebene Kugel. Ob wir wohl so viel Glück hätten? Ich hoffte es.
Der Weg war nicht allzu weit. Fin verbarg am Waldrand sein Äußeres auf magische weise als Kobold. Irgendwie sah es amüsant aus. Gemeinsam erreichten wir die Palisaden. Und offenbar bemerkte uns niemand beim Eindringen. Fin ging wie besprochen voraus. Wir warteten einen Moment bevor wir unseren Weg durch den Vordereingang des Zeltes nahmen. Das war dann auch der Moment in dem alles anders verlief als erhofft. Als der Plan sich in seine Bestandteile auflöste.
Urso war nicht länger in dem Zelt. Dafür fanden wir dort einen etwas eigenartig bewaffneten Kobold mit einem Banner, um welches etwas magisches schwebte. Es war schwarz und kugelförmig, aber doch nicht wonach wir auf der suche waren? Nein, es sollte eine greifbare Kugel sein, diese war es nicht. Fin und Gorok machte sich sogleich daran sich auf den Kobold zu stürzen. Wir würden eine Menge Lärm machen. Es hieß so schnell es geht hier wieder hinaus zu kommen. Der Anhänger des großen Roten hatte auf einer Kiste gesessen und ich vermutete darin den gesuchten Inhalt. Ich nutzte meine Magie um sowohl das Schloss, wie auch unseren Fend anzugreifen. Nur mit letzterem hatte ich jedoch Erfolg. Die Truhe gab nicht nach.
Derweil brüllte das kleine rotgefärbte und in Metall gehüllte Wesen ein paar Befehle. Das Camp würde nun ganz sicher aktiv werden. Damit wären wir jeden Moment gänzlich umzingelt. In einem Anflug von Panik kroch ich durch die Hinterseite des Zeltes, blickte auf die dahinter liegenden Lagerstätten und gab meine Zurückhaltung auf. Es ging um Leben und Tod. Sie würden uns kaum mit Gnade begegnen, nachdem wir hier als offenkundige Feinde hineingestampft kamen. So setzte ich eine meiner mächtigsten Fähigkeiten ein … zumindest wollte ich es. Sie verpuffte ohne Wirkung. Irgendetwas hatte das Wirken des Zaubers unterbrochen. Ein Gegenzauber? Doch wie? Ich sah niemanden, spürte lediglich die Wirkung.
Derweil war auch Sorin zu uns gestossen. Er stand an meiner Seite in Verteidigungshaltung. Drinnen waren weiterhin Kampfgeräusche zu hören. Dann preschten aus den Lagerstätten die restlichen Kämpfer des Camps. Beritten und in voller Montur. Hinter ihnen tauchte eine humanoide Gestalt auf. Sie gab Befehle und forderte eine klares Vorgehen beim Angriff auf uns. Das musste Urso gewesen sein. Seinen Anweisungen nach gab es ein Team, dass sich speziell mit meiner Beseitigung beschäftigen sollte, da ich zu gefährlich wäre. Ich schluckte, mein Herz raste, die Angst lähmte mich fast. Was in Sekunden geschah kam mir wie Minuten vor. Meine Gedanken überschlugen sich und ich haderte auch mit meinen Empfindungen kein unnötiges Leid verursachen zu wollen. Aber ich wusste doch bereits, dass es um Leben und Tod ging … Was Gorok so leicht tat, fiel mir sogar im Angesicht des Verlusts meines eigenen Lebens schwer: Leben nehmen.
Wir kämpften eine Weile. Je länger es dauerte, desto schlechter wurden unsere Chancen dies zu überstehen. Leeroy sah extrem mitgenommen aus und ich stand nur noch auf meinen Beinen, da Sorin unablässig mit seinen eigentümlichen Fischgräten an mir rieb, welche eine heilende Wirkung auf meine Wunden zu haben schienen. Aufgrund meiner Unfähigkeit die Situation wirklich zu verarbeiten fiel es mir zudem schwer die Konzentration auf meine Zauber aufrecht zu erhalten. Zwar vergingen einige der Kobolde in den Flammen, aber nie konnte ich den flammenden Schutzwall aufrecht erhalten.
Plötzlich schoss Fin an mir vorbei. Das Blut an seiner Kleidung machte deutlich wie mitgenommen er bereits war. Doch unbeirrt manövrierte er zwischen uns und den feindlichen Kämpfern hindurch, direkt auf Urso zusteuernd. In der Zwischenzeit sah ich Leeroy zu Boden gehen. Die Panik stieg an. Fin machte seinen Weg bis vor Urso. Und wie immer ihm das gelungen war … doch er löste den Rucksack von dessen Rücken, griff hinein und holte eine schwarze Kugel hinaus. Gleichzeitig mit der Berührung jeder Kugel entlud sich eine Energie, die einen nahestehenden Kobold direkt tötete, einen weiteren wegschleuderte und auch Fin ins Wanken brachte. Er hatte sie tatsächlich!
Wir versuchten den Kreis zu verkleinern, unsere Position zu verbessern. Aber es waren zu viele. Die Lage schien aussichtslos, obgleich Gorok es geschafft hatte den besonders hartnäckigen Kobold zu Fall zu bringen und ich mir im Zuge eines querschießenden Gedankens dessen Banner griff. Ich hoffte darauf, dass Fin uns jeden Moment wegwünschte. Dann sah ich jedoch, wie er niedergestreckt wurde. Die Kugel rollte aus seiner Hand. Das durfte nicht wahr sein … so durfte es nicht enden …
Sorin reagierte daraufhin. Was immer er in seiner Beschwörung anrief ließ einen Schimmer um Fin erscheinen. Vermochte dies ihn zu retten? Und in der Umkehr uns? Dann traf mich ein heftiger Hieb, der Schmerz war überbordend. Das Gleichgewicht verlierend schoss der Boden rasend schnell auf mich zu und mein Bewusstsein schwand.
Sitzung 80
Hier standen wir nun vor dem Abbild von Loganar Logoth. Dem Sohn des roten Großdrachen, der in den Schatten seine Fäden in Logothil zog und eine immense Bedrohung darstellte.
Es blieb nicht viel Gelegenheit über die Situation nachzudenken. Loganar ergriff direkt das Wort. Offenbar erwartete er uns. Mehr noch hatte er die Begegnung Leeroy’s mit seinem Bruder eingefädelt. Und es wurde verdeutlicht, dass dieser Leonhard nicht jener war, den Leeroy kannte. Er war aus einer anderen Realität gezogen worden und tauschte den Platz mit dem hier ansässigen Bruder. War dies möglich?
Doch der Drache führte direkt weiter aus. Es gab einen Grund für unser Zusammentreffen mit ihm. Eine Aufgabe die er erfüllt wissen wollte. Wir sollten zu unserer Überraschung seinen Vater sabotieren.
So erfuhren wir von etwas, dass er Nexus nannte. Es gab einen in den Haze Peaks, mit welchem Shadar experimentiert hatte. Die Ereignisse seiner Eingriffe führten vor Jahrhunderten irgendwann zu dem Blightening. Jener Katastrophe, die Mocny ins Verderben stürzte und in dem desolaten Zustand zurück ließ, in dem es noch heute ist. Tórtòr war nur eines von unzähligen Opfern. Sorgenvoll dachte ich an all die weiteren möglichen Schicksale der hier einst lebenden Bevölkerung. Wer wusste schon, ob nicht mehr Personen in solchen Zwischenwelten gefangen waren wie er? … oder schlimmeres.
Loganar wurde irgendwann beauftragt den Nexus zu schützen und wurde somit zu seinem Hüter. Währenddessen nutzte Shadar sein neuerworbenes Wissen, um weitere Nexi zu kreieren. Ein kleines Netzwerk aus unglaublich mächtigen magischen Fokalpunkten. Diese generierten ein magisches Potenzial, welches mithilfe von Prime Nexus Orbs abgetragen und zu Shadar geliefert wurden. Sein Ziel ist etwas, dass Loganar ‚Concurrence‘ nannte. Im Kern sollte es Shadar zu einem Gott machen.
Nicht auszudenken was dies für Logothil und auch alles hinter den Landesgrenzen bedeuten würde. Loganar’s Ansinnen war, dass wir dies verhindern sollten. Doch dies hatte nichts mit Mitgefühl zu tun. Für ihn ging es um den Erhalt seiner Position. Würde Shadar sein Ziel tatsächlich erreichen können, dann würde Loganar nicht länger als Hüter gebraucht werden und seine durch den hier befindlichen Nexus verliehene Macht aufgeben müssen. Dieser Gedanke missfiel ihm zutiefst. Folglich musste er intervenieren, doch es durfte nicht danach aussehen, als ob er gegen seinen Vater aufbegehrte. Dies war nunmehr das Stichwort für unsere Involvierung.
Wir sollten den Transport eines dieser Orbs verhindern. Scheinbar war es ein kritischer Bestandteil zu Shadar’s Plan. In nicht weniger als drei Tagen und einigen Stunden würden wir, so hatte es Loganar vorausgesehen, die Chance haben eine Gruppe Kobolde und einiger weiterer Begleiter abzufangen. Dem einäugigen Drachen war egal wie wir an den Orb kommen würden, nur das es geschah. Und was mit dem Objekt selbst passierte … das wäre unsere Belohnung.
Die Macht der Orbs war groß. So groß, dass sie uns ermöglichen könnten einige unserer Langzeitziele in einem Wimpernschlag zu erreichen. Es schien zu gut um wahr zu sein. Gleichermaßen hatten wir nun aber auch zwei neue Begleiter bei uns, die noch ungeahnte eigene Ziele hatten. Inzwischen hatte ich zu viel gesehen und erlebt, was mich dazu trieb zu hinterfragen wie vertrauensvoll ich sein durfte. Gedanken, die ich bis vor einigen Monaten nie gehabt hatte …
Zunächst wartete er unsere Reaktion ab. Wir waren zögerlich uns als Schachfiguren einsetzen zu lassen und zudem einer potentiellen Bedrohung Unterstützung zukommen zu lassen. Loganar aber machte eines sehr deutlich: Es war egal, ob wir ihm trauten oder seine Ziele gut fanden. Wenn unser Ziel war Shadar aufzuhalten, dann hatten wir diese Aufgabe zu erfüllen. Es wäre zwar nur eine Verzögerung von Shadar’s Plänen, aber es erkaufte Zeit die Verwirklichung gegebenenfalls aufhalten zu können.
Einem Übel zu helfen, um ein anderes auszuschalten. In meiner Wertvorstellung war dies trotzdem falsch. Die Konsequenz es nicht zu tun wäre aber um ein vielfaches schlimmer zu diesem Zeitpunkt.
Durch den Spiegel ertönte erneut seine Stimme, nicht länger auf unsere Entscheidung wartend. Erläuternd was uns erwarten würde. Wir erhielten Informationen zur Stärke des Trupps und seiner relevanteren Begleiter. So sollte Shadar’s Haupttaktiker Urso, ein Mensch, ebenso im Zug befinden. Zusätzlich ein Kobold Pilger. Welche Bewandtnis diese Information hatte vermochte ich nicht einzuschätzen.
Auch ließ er uns wissen, dass er es war der den Azoicstrum Nexus verschleiert hielt. Dieser würde Shadar’s Plan ultimativ werden lassen. Jetzt erschloss sich die Nachricht von Ral plötzlich auch. Sie hatten wohl den Nexus dort bereits entdeckt und ebenso seine Existenz soweit möglich für sich behalten. Ob Loganar nun als Alliierter gesehen werden sollte … ich wusste es nicht. Wo immer ich hingekommen war schien jeder stets nur seine eigene Interessen zu wahren. Dieses Beispiel war nicht anders.
Auch vermochte Loganar angeblich in andere Realitäten zu blicken, derer es endlos viele geben sollte. An Leonhard’s Beispiel zu sehen war er aber auch in der Lage auf diese aktiver zuzugreifen. Wenn dies stimmte, dann lag hier immense Macht. Und er konnte bereits seit Jahrhunderten darauf zugreifen. Ich fragte mich, wieviele Schicksale er dadurch bereits manipuliert hatte. Und gleichermaßen sah ich hier und jetzt keine Option etwas dagegen tun zu können. Einmal mehr war ich den Geschehnissen ausgeliefert. Dieses Gefühl wurde mehr und mehr zermürbend.
Mehr oder minder als zufälligen Kommentar zu „dieser" Realität erwähnte er noch in Zusammenhang etwas zu Urso. Dieser hatte den grauen Mann rekrutiert. Es klang unzusammenhängend und mysteriös. Wer war dies und wieso sollte er vor Ark’Therion (gewesen) sein?
Loganar brach das Gespräch dann aber auch ab und überließ alles Weitere der nich weniger mysteriösen Frau, die zuvor ihr Dasein vermeintlich als Statue gefristet hatte. Constassina Valrius hieß sie. Wir versuchten also durch sie gewisse Dinge zu klären und auch die Situation mit Sir Henry und Leonhard aufzuklären.
Letzteres war nicht leicht. Leeroy gab sich alle Mühe eine plausible Erklärung zu vermitteln. Leonhard war sichtlich verwirrt, glaubte zudem auch zunächst kein Wort. Wer konnte es ihm übel nehmen? Schließlich mussten wir glaubhaft erklären, dass er aus seiner Realität herausgezogen wurde.
Wobei diese Situation sogar komplizierter war. Constassina erläuterte, dass es keinen physischen Wechsel gab. Vielmehr seien die Seelen vertauscht worden. Doch die jeweiligen Seelen waren dennoch an ihre originalen Körper gebunden. Sollte dem „bösen“ Bruder etwas geschehen, könnte das den „guten“ umbringen. Leeroy war über diese Nachricht ebenso erschrocken. Ein weiteres Problem reihte sich nun also in unsere eh schon lange Liste mit ein. Es war zum verzweifeln.
Besonders, da uns Loganar vermittelt hatte, dass der Orb drei Aufladungen hätte und wir eine direkt zur Flucht brauchen würden. Das machte noch zwei … und es gab so viel für uns zu entscheiden. Und zusätzlich kam nun die potenzielle Rettung Leonhards mit hinzu. Und nun gab es da noch Fin und Sorin. Über deren Ziele wir nichts wussten …
Von Sir Henry erfuhren wir, dass die Schildkrötenreiter Blitze mithilfe technischer Gerätschaften zu erzeugen vermochten. Also keine Magier, wie wir zunächst angenommen hatten. Was, wie wir durch Mocny’s Geschichte in Erfahrung bringen konnten, auch viel mehr Sinn ergab.
Sein Schiff stammte aus Dusk, einer der beiden Regionen hier. Es war betrieben mit einer Dampfmaschine. Ich war mir nicht sicher, was ich mir darunter vorstellen sollte. Aber es erklärte das ungewöhnliche Aussehen.
Constassina hingegen erläuterte uns noch mehr dazu. Mocny war voller Hybris aufgrund ihrer technologischen Genialität. Hier glaubte man der Magie überlegen zu sein und kümmerte sich auch nicht um jene.
Mocny selbst war die Hauptstadt und lag von der Ausgrabungsstätte etwa einen Tag weiter im Südosten. Das Land war in zwei Regionen unterteilt. Dusk und Dawn. Der Bereich hier gehörte zu Dawn.
Auf ihre Rolle in dem Ganzen erwiderte sie, dass sie einst die Gräfin der Provinz Dawn gewesen war. Heute bereut sie ihre Ignoranz gegenüber magischer Lehren. Ob das Blightening aufzuhalten gewesen wäre vermochte sie nicht zu sagen, aber sie hatten sich jeder Chance beraubt. Durch sie Auswirkungen war sie nun Ethereal. Ihre Seele kann Körper wechseln, trotzdem ist ihre Essenz scheinbar weit weg von dem, was wir als menschlich bezeichnen würden.
Da mich Mazziah’s Kommentar zu meinem Namen seither stetig verfolgte versuchte ich einem wirren Gedankengang nachgehend etwas von ihr zu erfahren. Es war töricht gewesen anzunehmen, dass sie irgendwas genaues wusste. Schließlich war ihr Ableben auch weit zurückliegend gewesen. Doch der Name meiner Mutter klag für sie zumindest sehr nach einem aus Mocny.
Warum hätte mein Vater mir solche Informationen vorenthalten? Oder wusste er es selber nicht? Wenn die Nachfahren aus dieser Region so gegen Magie waren, hatte sie selbst – bezogen auf meinen Vater – dieses Vorurteil abgelegt, oder nie erlernt? Vermutlich bedeutete dies alles gar nichts. Das eigentliche Problem war, dass wir in so viele Ränkespiele verwickelt worden waren, dass mein Geist begann sie nun an jeder Ecke zu sehen. Für den Moment schüttelte ich die paranoiden Gedanken aber ab.
Leeroy hatte sich inzwischen insoweit mit seinem „Bruder“ verständigt, dass dieser uns wohl begleiten würde. Beide waren ob der Situation völlig neben sich und ich verstand es nur zu gut. Leonhard traute allem noch nicht wirklich, war aber zumindest Willens herauszufinden, ob Leeroy in der Tat die Wahrheit sagte.
Wir beschlossen nun also final Loganar’s Weisung zu folgen. Zuvor durchsuchten wir noch einmal die Räume. Leider war kein Rankommen an die uralten Bücher in den Regalen. Doch es gelang den anderen den Kristall aus dem Käfig zu holen.
Sorin untersuchte ihn und fand heraus, dass er über magische Eigenschaften verfügte. Offenbar aber keine, die er als besonders hilfreich ansah. In einer unerwarteten Geste übergab er mir das Objekt mit den Worten, dass ich dafür wohl mehr Nutzen hätte. Ich war verwundert und wusste nicht wie ich Sorin einschätzen sollte. Da er auf dem Geschenk bestand, nahm ich es aber an.
Nunmehr setzten wir uns in Bewegung, zusammen mit Constassina. Sie geleitete uns durch ihre zerstörte Heimat. Es galt den Trupp abzufangen, doch auch vorab mit einem sinnvollen Plan daherzukommen. Die Reisezeit gab uns hoffentlich genug Zeit dafür.
Mir war mulmig. Das Erlebte war nur Teil davon. Mocny selbst war kein einladender Ort. Es hing eine Art Schleier über der Region. Manchmal wirkten Objekte wie verschoben, als ob sie sich zwischen zwei Welten befinden würden. Es roch nacht nichts, kaum ein Tier war je zu sehen und je weiter wir vordrangen, desto mehr Anzeichen für die riesigen Schildkröten gab es.
Aber es beunruhigte mich ebenso, dass wir ein Objekt stehlen sollten, dass aufgrund seines Machtpotenzials sehr gut geschützt wurde. Wieder einmal würden wir wohl einen Kampf austragen müssen. Wieder einmal würden Leben verloren werden. So schlimm ich meine Heimat empfunden hatte, so sehr wünschte ich mir die „einfacheren“ Tage manches mal zurück.
Während wir voranschritten fand ich Zeit mich mit Fin zu unterhalten. Bisher war er eher zurückhaltend sein Äußeres zu zeigen. Aber es sollte sich herausstellen, dass er ebenso ein Halbelf war wie ich. Er kam aus Slyvanar und dort war es kaum besser für ihn gewesen, als für mich im Orden. Es half über die gemeinsam erlebten Dinge zu sprechen. Besonders, um ein wenig mehr Vertrauen aufzubauen. Vieles war aber immer noch unklar über ihn und seine Absichten. Aber aufgrund seiner Erzählungen schien es mir passend ihm auszuhelfen. So gab ich ihm den magischen Stein, den mir Sorin in der Ausgrabungsstätte übergeben hatte. Er war sichtlich berührt.
Wir reisten etwa einen halben Tag, bevor es Abend wurde. Die Nacht blieb aber nicht ohne Störung. Ein Reiter auf seiner Schildkröte tauchte auf und war im Begriff direkt auf uns zuzukommen. Um mit dem Reiter zu sprechen baute Sorin kurzerhand ein Männchen aus Holz, in das Constassina schlüpfen konnte. Hochgehalten durch die Echse ertönte nun ihre Stimme aus der kleinen Holzkonstruktion und erbat Zugang in dieser Region. Zu unser aller Erleichterung wurde er gewährt. Mich verfolgten noch die Bilder unseres ersten Zusammentreffens mit diesen gigantischen Kreaturen. Es sollte die restliche Nacht keine weitere Unruhe geben.
Am nächsten Morgen, wenn man dies in dieser stets im Zwielicht befindlichen Region so nennen konnte, reisten wir weiter. Wir kamen an einen Höhleneingang, ähnlich einer alten Mine. Obgleich sie sehr groß von aussen wirkte gingen wir kaum eine Viertelstunde, bevor wir die andere Seite erreichten.
Kurze Zeit danach kamen wir an einen Ort wo vor kurzem jemand kampiert hatte. Zeichen eines etwa ein bis zwei Tage alten Lagerfeuers und entsprechender Spuren. Offenbar handelte es sich um vier Pferde und sechs Personen … es waren unsere.
Völlig perplex machte uns Constassina dann klar, dass wir etwa noch vier Stunden hätten, bis der Trupp hier wäre. Es schien, als ob wir einen ganzen Tag verloren hätten beim hindurchschreitend der Mine. Und wir hatten nicht einmal gemerkt wieder zurückgegangen zu sein. Die Mine selbst war ein gerader Gang gewesen. Doch das schlimmste war die verlorene Zeit. Es gab bisher keinen tauglichen Plan für unser Vorgehen.
Wir versuchten uns ein wenig zu organisieren und Ideen zusammenzutragen. Schon bald hörten wir in der Ferne laute Geräusche. Wir näherten uns vorsichtig und erspähten das Lager. Eine Holzpalisade war darum gezogen, ein Graben davor. Zelte im Inneren und Wachposten auf kleinen Türmen.
Zunächst wollten wir mehr Informationen sammeln. Leeroy und Fin meldeten sich freiwillig in das Lager einzudringen. Damit sie eine Sorge weniger hätten verhüllt ich sie magisch. Dann schlichen sie davon. Es dauerte einige Zeit bis sie wieder bei uns waren. Jede Sekunde war nervenaufreibend gewesen, hoffend, dass sie nicht erwischt würden.
Ihrem Bericht nach gab es merkwürdige Laute von Kreaturen in nahgelegenen Zelten. Viele Wachen, teils gut geschützt. Und nicht zuletzt im großen Zelt in der Mitte offenbar den Menschen, den uns Loganar als Urso benannte. Von dem Orb fehlte bisher aber jede Spur.
Nun saßen wir uns versteckend im Niemandsland von Mocny, während wir darüber berieten was zu tun sei. Es musste ein Plan her, wie wir an den Orb gelangen würden. Und bestmöglich, entgegen des Drachens Einschätzung, ohne eine der magischen Aufladungen verbrauchen zu müssen …
Sitzung 78
Der nächste Morgen brach an und unsere Abfahrt nach Mocny war vorbereitet, Billy würde das Boot steuern und uns hoffentlich sicher zur Ausgrabungsstätte von Sir Henry bringen, es war immer noch völlig unklar was uns dort erwarten würde, ich hoffte aber dass es keine Bestätigung für die Vision geben würde
Es war eng, das Boot war eigentlich zu klein für vier Personen drei Pferde und unser Reisegepäck, irgendwie jedoch passte alles hinein auch wenn der Wasserspiegel verdächtig hoch stand, wir legten ab
Drei Tage waren wir bereits ohne Komplikationen unterwegs, kein anderes Schiff oder Boot kreuzte bisher unseren Weg, es blieb ruhig
Mit Ausnahme von Billy, seine Blicke und Kommentare bereiteten mir Unbehagen, gerade im Bezug zu den Erlebnissen einige Tage zuvor in Ailamere war dies zu viel für mich, lange hatte ich nicht mehr über dieses spezielle Ereignis meiner Vergangenheit bewusst nachgedacht doch nun bekam ich es nicht Mehraus dem Kopf
Erst mit Nachdruck und Unterstützung von Leeroy und Gorok ließ sich Billy in die Schranken weisen, er schien beleidigt, meinem Reflex mich dafür zu entschuldigen gab ich diesmal aber nicht nach, das war neu und genau genommen auch richtig, trotzdem war es ein indifferente Gefühl
In der Nacht zu Tag vier auf See änderte sich die ruhige Fahrt, in der Ferne hatten Leeroy und Gorok während der Nachtwache etwas auf dem Wasser ausgemacht, ein Floß mit drei Gestalten näherte sich
Nachdem wir uns angenähert hatten und für etwas Licht sorgten konnten wir nunmehr die Gestalten genauer betrachten, eine humanoide Person ein Echsenmensch und ein … Jaguar
Den Echsenmenschen sehend brachen zugleich die Eindrücke aus dem Sumpfgebiet nahe Road’s End über mich ein, auch wenn er kleiner war und im Gegensatz zu denen im Sumpf die Gemeinsprache beherrschte änderte dies nichts an meiner Sorge über die Dinge die nun geschehen könnten
Sorin hieß er, sein Begleiter war ein vermeintlich Schiffbrüchiger mit Namen Fin (the Magpie) und offenbar Barde, das Tier an Bord war Sorin’s Begleiter was nicht zu meiner Beruhigung beitrug
Laut Fin’s Erzählung war er an Bord eines Schiffes als dieses angegriffen wurde, er wurde bewusstlos und wachte sehr viel später wieder auf, doch dann war er nicht mehr an Bord des Schiffes, Sorin hatte ihn aus dem Wasser gefischt und so sein Leben gerettet, dieser war seinerseits zum Fischen unterwegs
Zu unserem Erschrecken stellte sich heraus, dass das Schiff die ‚Hin und Her‘ gewesen war, eben genau jenes Schiff mit dem wir nach Ailamere übersetzten und auf der Reise ebenso angegriffen wurden, war unsere Gegenwehr der Grund gewesen wieso das Schiff erneut angegriffen wurde?, im schlimmsten Fall vielleicht sogar versenkt?, doch was war die Wahl gewesen … unsere Überfahrt sah den Schutz des Schiffes vor, warum schien alles was wir taten kontinuierlich mehr Unheil nach sich zu ziehen!?
Die beiden wollten sich nach Road’s End mitschleppen lassen, ihr Floß bot keine gute Möglichkeit schnell Land zu erreichen, bevor wir zustimmten wollte ich jedoch noch mehr Informationen über Sorin haben
Laut der Erzählung machte es den Anschein dass er ein Ausgestossener sei, scheinbar hatte er die Verhaltenskonventionen seines Stammes gebrochen?, es wirkte zudem als sei er von zurückhaltender Natur – gänzlich anders, als unsere bisherigen Erlebnisse mit dieser Bevölkerungsgruppe
Als wir den Zusammenstoß mit dem vermeintlichen Divine Devourer erwähnten reagierte Sorin eher ungläubig beziehungsweise belächelnd und tat es als Wunschdenken ab, mich wunderte wieso, wir wussten was wir gesehen hatten und wie die Echsenmenschen auf dieses Etwas reagierten, irgendein Puzzleteil fehlte uns stets, meine Verunsicherung wuchs erneut
Wir tauschten noch einige Informationen aus, dann beschlossen wir sie in Schlepp zu nehmen, Gorok verbrachte zu unserer Sicherheit die restliche Reise auf derem Floß, ich muss gestehen dass ich trotz seiner übereifrig stürmischen Art froh war dass er uns begleitete, es schien nichts zu geben dass ihn aus der Bahn warf und er ließ auch nie Zweifel an seiner Loyalität aufkommen
Ich schlief unruhig mit unseren „Gästen“ nebenan, die Bilder von Bik suchten mich im Schlaf heim, der Gedanke Sorin den Rücken zuzudrehen erweckte zusätzliche Ängste, meine Begleiter schienen damit deutlich weniger Probleme zu haben, Gorok im Speziellen sowieso nicht
Am nächsten Tag erreichten wir Road’s End, die Stadt war erstaunlich voll von REDs, wie sich herausstellte sammelten sie sich nachdem die unmittelbare Bedrohung durch die Echsenmenschen aus dem Sumpf vorüber war, scheinbar hatten sie aber auch keinen Ausmarschbefehl, ich war mir unsicher ob die Präsenz der Hextor hier noch ein Problem werden könnte, von der Hin und Her war auch keine Spur doch es konnte sein dass sie nachdem Angriff länger für den Rückweg brauchte - so hoffte ich
Wir organisierten neue Rationen und aßen etwas in der Taverne, Gorok verbrüderte sich dort mit Fin und Sorin, Leeroy und ich hatten indes noch ein privates Gespräch
Er machte sich Sorgen um die Zukunft, was wäre wenn sein Bruder wirklich vor Ort wäre und wie sollten wir dann vorgehen?, ich wusste nicht viel darauf zu erwidern, seine Bedenken waren absolut nachvollziehbar aber mit einer Lösung konnte ich ihm nicht dienen
Eines war sicher: Leeroy könnte was auch immer passieren würde seinen Bruder trotz allem nicht mit tödlicher Gewalt aufhalten, es war einer der Gründe wieso ich ihn gerne um mich hatte, diese Überzeugung trotz aller Widrigkeiten wo andere längst ihre Moralvorstellungen über Bord geworfen hätten
Sie stellte zudem meine zuletzt aufkommenden Gedankengänge infrage, nach allem was wir erlebten und gesehen haben habe ich nicht mehr den Eindruck noch ich selbst zu sein, Zeit meines bisherigen Lebens hatte ich nie einen Wunsch nach Vergeltung oder Ähnlichem, zuletzt bin ich mir nicht mehr sicher
Aber würde Leeroy zu seiner Überzeugung stehen können?, oder würde diese uns vielleicht sogar in größere Gefahr bringen können?, was wäre wenn Gorok seine nur wenig zurückhaltende Androhung Leonard im Zweifel aufzuhalten wahrmachen würde?
In jedem Fall sollte unser Vorgehen vorsichtig sein, Leeroy war hier sehr eindeutig und ich stimmte ihm zu, im Versuch seinen angeschlagenen emotionellen Zustand zu beschwichtigen versuchte ich mich im Aufmuntern, so brachte ich ein halb gestottertes und aufgrund meiner eigenen Sorgen wahrlich nur wenig überzeugend klingendes „wir schaffen das schon“ hinaus, ich war dankbar dass er es mir nicht ankreidete sondern mit einstimmte, auch wenn ich sehen konnte dass auch ihm die volle Überzeugung fehlte
Jedenfalls sollte Leonard wen ner denn bei Sir Henry wäre im Bestfall gefangen genommen werden, wie auch immer wir das anstellen würden, im Vorfeld wünschte sich Leeroy zunächst mit Sir Henry reden zu können, eine Infiltration schwebte ihm vor, damit hatten wir schon einmal Erfolg ging mir durch den Kopf und zuckte ebenso schnell zusammen wie mir das Bild von Tundra in den Geist kam
Schlussendlich versammelten wir uns wieder in der Taverne, die anderen hatten bereits gegessen doch Leeroy und mir knurrte noch der Magen, Billy war seit meiner Zurückweisung sehr kurz angebunden und wollte nur noch so schnell es ging zurück nach Buckingwaters, weswegen er nun auch Druck machte weiterzureisen, so nahmen wir unser Essen auf die Hand, wir fühlten uns etwas gehetzt doch andererseits sah ich auch die Ungeduld in Leeroy’s Augen
Wie sich herausstellen sollte würden uns Sorin und Fin wohl nun begleiten, Sorin hatte nichts besseres zu tun und Fin war ob unserer erzählten Geschichten schon Feuer und Flamme neues Material für seine Bardenkunst aufgreifen zu können, ich war unentschlossen wusste aber auch dass wir mehr Hilfe gebrauchen könnten, Sorin genau beäugend stimmte ich schließlich zu, wohl war mir trotz aller Zusicherungen dennoch nicht
Wir reisten also ab und folgten dem Flusslauf nach Westen Richtung Mocny, wir waren unruhig aufgrund unserer Erlebnisse mit der riesigen Schildkröte damals auf dem Landweg nach Road’s End, Billy aber versicherte uns er müsse was er tut, offenbar gab es eine Passage welche diese Kreaturen umfuhr
Es dauerte noch weitere zweieinhalb Tage bis wir die Anlegestelle zur Ausgrabungsstätte erreichen sollten, in einiger Entfernung besprachen wir noch einmal unser Vorgehen, Fin schaffte es Leeroy zu verkleiden, es würde an ein Wunder grenzen wenn er nun noch erkannt werden könnte, mit Billy sprachen wir ab dass er uns als von Amelia gesandte Arbeitskräfte vorstellen sollte, der Plan war es Sir Henry zu finden und mit ihm privat zu sprechen
Als wir uns dem Anleger näherten sahen wir ein größeres Schiff vor Anker liegen, allerdings sah es sehr ungewöhnlich aus, seine Form war anders als bei anderen Schiffen, Ballisten an Bug und Heck, keine Segel, wie fuhr dieses „Schiff“ wohl?
Die Waffen wurden zunächst auf uns gerichtet doch Billy’s Anwesenheit ermöglichte eine sichere Passage and Land, er stellte uns kurz vor und setzte dann alles daran wieder abzureisen, vielleicht hätten wir dankbarer sein können, zeitgleich wunderten wir uns wieso er selber Sir Henry nicht sehen wollte
Es befanden sich Arbeiter an der Stätte, sie standen jedoch nur herum, aktuell sah es nicht danach aus als würde aktiv gegraben werden, auf unsere Nachfrage hin hieß es dass Sir Henry im Inneren der Katakomben sei, es machte den Anschein als gäbe es dort einen runden Raum der sich zu drehen vermochte was dazu führte dass der Eingang dann auf eine Mauer traf wenn der Raum sich gedreht hatte
Dies war nun der Fall, nicht das erste Mal dass dies passierte, Sir Henry war im Inneren und forschte derzeit scheinbar alleine während die Arbeiter darauf warteten wieder hinabsteigen zu können, man stellte uns frei ob wir den eg nach unten anstreben wollten oder auf Sir Henry’s Rückkehr warten, es schien effizienter ihn selber zu suchen, so gingen wir hinunter
Sorin hatte sich vor einigen Tagen ganz interessiert an Goroks erworbenen Schrumpfkopf im Glas gezeigt, eine Kleinigkeit aus Ailamere die an unsere etwas fremdartige Nacht in einem Laden einer vermeintlichen Angehörigen des lokalen wenig rechtschaffenen Untergrundes erinnerte, Gorok hatte ihn gerne abgetreten, doch nun fand ein Teil aus diesem Glas seinen Weg wieder an die Luft, offenbar Magie anwendend hatte Sorin das Auge zum Leben(?) erweckt und er behauptete nun dadurch erkennen zu können wo sich Magie befände, ich war ein wenig irritiert und angewidert
Gorok fand sogleich im Inneren einen Zugang zum Kellerbereich und stürmte voraus, hier unten war wohl einmal ein Lager gewesen, in Infernal war etwas in einen Stein geritzt, offenbar war hier unten jemand eingeschlossen worden und wartete vergeblich auf Hilfe, den Strichen nach zu Urteilen war die arme Seele mindestens dreieinhalb Monate hier, derjenige wollte tiefer in die Katakomben steigen, einen Leichnam sahen wir nicht, vielleicht wurde er schon herausgetragen oder wir würden weiter drinnen etwas finden
Wobei der Raum zunächst nicht so aussah als ob es noch einen weiteren Zugang gab, dann entdeckten wir aber dass Fußspuren direkt auf und unter einem Regal an der Wand entlangliefen, ein geheimer Zugang tat sich vor uns auf, dahinter ein kleiner Gang der in einer geschwungenen Wand endete, vermutlich war dahinter der runde Raum?, seitlich zu der Wand befand sich versteckt hinter einem geheimen Panel eine Art Hebel, Gorok fehlte heute wieder einmal die Lust behutsam vorzugehen und zog unvermittelt daran
Offenbar schien sich das Druckverhältnis in der mit dem Hebel verbundenen Röhre zu ändern, dann fing die Wand an sich zu bewegen bis sie schließlich eine Öffnung offenbarte, im Inneren dieser riesigen runden Halle war ein kupfernes Rad auf einem Podest angebracht und ebenso kupferne Platten an Boden und Wänden, es hatte Ähnlichkeit mit dem Steuerrad eines Schiffes nur das dieses hier lag, eine Rohrkonstruktion führte von vier Richtungen in die Mitte hinein, wir konnten eine zischendes Geräusch darin wahrnehmen
Gorok hatte vor das Rad zu drehen, wir vermuteten dass sich damit der Raum gegebenenfalls drehen ließ, Leeroy folgte ihm für den Feldtest hinein, ich blieb mit den beiden Fremden allein zurück, es war mir nicht ganz wohl doch im Zweifel konnte ich an die Oberfläche fliehen
Tatsächlich fing der Raum sich an zu drehen, und nach kurzer Zeit hörten wir plötzlich eigenartige Geräusche aus dem Inneren des Raumes, kämpften sie etwa gegen jemanden oder etwas?, wir betätigten den Hebel erneut und der Raum drehte sich zurück, was wir dort sahen war verwunderlich, mechanische Kreaturen, groß und mit langen Armen an denen verschiedene Werkzeuge befestigt waren
Es sollte noch mehr geben erzählten uns die beiden, ein Nachbarraum war voll von ihnen, Gorok brannte drauf sie alle zu zerstören, mir war nicht ganz klar wieso wir das tun mussten aber da drehte sich der Raum auch schon wieder, ein Kampf entbrannte
Etwa ein Dutzend von diesen Metallkonstrukten zerschlugen wir bevor es friedlich wurde, der Raum in dem sie sich befunden hatten war mit einem Schild betitelt „Ausstellungsraum“, ansonsten war er leer, welchem Zweck diente dies?
In der Annahme dass sich Sir Henry in einem weiteren angrenzenden Raum befinden musste drehten wir weiter, ein Gang wurde sichtbar der in eine große Kaverne mit einer Schlucht führte, am Rand gab es einen Weg hinab, und um die Ecke stand ein weiteres Konstrukt, Fin zeigte hier zu seinen Verkleidungskünsten nun auch magische Fähigkeiten, zunächst testete er mit einer fliegenden ätherischen Hand ob das Konstrukt reagierte, dann zeigte er uns eine Art illusionäres Trugbild von dem was er um die Ecke erhascht hatte, es war einem Insekt nicht unähnlich von der Optik
Da es keine ersichtlichen Spuren in dieser Kaverne gab entschieden wir unser Glück ein drittes Mal zu probieren und im Zweifel hierhin zurückzukommen
Wieder drehte sich der Raum, nun befand sich ein völlig in Kupfer verkleideter Gang vor uns, sonst gab es keine weiteren Details, ein schlichter Gang, Gorok nahm wieder die Spitze und marschierte hinein, der Großteil folgte, nur Fin blieb zunächst zurück, dann klickte etwas unter Goroks Füßen und kupferne Gitter kamen vor und hinter uns von der Decke, wir waren eingeschlossen, jetzt spürten wir auch eine ansteigende Hitze
Während Sorin den Weg zurück versuchte zu bearbeiten indem er irgendwie das Metall zu erhitzen versuchte schlug Gorok mit seiner ganzen Kraft bereits eine Stange vor uns heraus, währenddessen entdeckten wir ein geheimes Panel an der Seite, es war ähnlich dem im Kellergang, hier waren nun aber drei Hebel angebracht, die Oberen waren mit „Aus“ betitelt und die Unteren mit „An“
Zeitgleich stieg und stieg die Hitze, ich griff auf eine unbewusste Schutzmagie zu die zumindest mir eine gewisse Resistenz gewährte, wir probierten einige Kombinationen und hatten schließlich schon beim dritten Versuch Glück, die Gitter zogen sich hinauf und die Hitze klomm langsam ab, meine Begleiter sahen deutlich angesengt aus, ich machte mir Gedanken dass ich ihnen keine sonderliche Hilfe gewesen war in dieser Situation
Gorok störte dies alles nicht weiter wie er bereits den nächsten Raum eröffnete, eine Art Werkstatt - so auch betitelt mit einem weiteren Schild - war zu sehen, Werkbänke und Material, ein Gang ging von hier aus noch ab, und weiter in einer Ecke stand eine Gestalt, sie sah aus wie eine Statue, gräulich, mit einer Plattenrüstung, irgendwie surreal, Sorin meinte er wolle sich das einmal genauer anschauen, er hatte behauptet das diese Statue einen magischen Schimmer habe, sicherlich war ich neugierig aber die Art von Sorin’s „Magie“ schreckte mich etwas ab, nicht zuletzt hörten wir aber auch Stimmen von nebenan
Hinter der Tür zum nächsten Raum waren zwei männliche Stimmten am Beraten wie sie die Sicherheitsmaßnahmen hier vor Ort deaktivieren könnten, betitelt war der nächste Raum mit „Studien 4218“, im Flüsterton berieten wir über unser Vorgehen, Leeroy sollte in jedem Fall erst einmal zurückbleiben da wir nicht wussten wer dort sprach, wir kamen überein dass wir schlicht das gleiche sagen wollten wie schon oben und dem Plan folgen
So klopften wir an und machten uns bemerkbar, es wurde still von der anderen Seite, wir traten ein, dort standen nun zwei Personen, eine war eleganter gekleidet die andere eher kämpferisch ausgestattet und etwas verwegen aussehend, der Rau selber war voller vergitterter Bücherregale, auf einem Schreibtisch befand sich unter einem Gitter eine größerer leuchtender Kristall der zeitweise kleine Energiespitzen in die nähere Umgebung abgab
Wie sich schnell herausstellen sollte hatten wir Sir Henry gefunden, zudem aber auch Leonard, wir wurden aufgefordert uns in Gänze zu erkennen zu geben und so trat auch Leeroy in seiner Verkleidung ein, welcher scheinbar sofort von Leonard erkannt wurde, ein breites Grinsen entsprang Leonard’s Gesicht während er fast unauffällig zu eine Dolch greifen wollte
Er hatte sich vor Sir Henry postiert und tat so als sei der verkleidete Leeroy eine Gefahr für diesen, Leeroy reagierte blitzartig und schoss Leonard den Dolch aus der Hand, es gab ein kurzes Wortgefecht zwischen den dreien, jeder versuchte Sir Henry von der Gefahr des anderen zu überzeugen, dann ließ Leeroy die Maskerade fallen, die Verwirrung war im Gesicht des älteren Mannes deutlich zu erkennen, ich kann nicht sagen dass es mir anders ging
Dann meldete sich allerdings Sorin aus dem anderen Raum, die „Statue“ hatte begonnen sich zu bewegen, weniger gräulich, eher ätherisch und sehr deutlich am Leben bewegte sich das Wesen zu uns in den Raum, nahm eine Art Stab und richtete ihn auf den Kristall, ein Strahl sprang zwischen beiden umher und durchdrang dabei Leonard, ein eigenartiges Flackern durchlief ihn, ich dachte sofort an eine Illusionsmagie, dann stellte sich das Wesen an die Wand und regte sich vorerst nicht mehr
Die Situation wurde von hier aus noch verwirrender, jetzt fing Leonard an zu behaupten dass nicht er sondern Leeroy all die Dinge getan hätte für die er von ihm verantwortlich gemacht würde, der Mann mit der großen Gesichtsnarbe vor uns schien das wirklich zu glauben, Leeroy wusste nur wenig zu erwidern, hier standen wir und beobachteten, die Situation war festgefahren da beide im Grunde dasselbe über den anderen sagten
In mir machten sich Zweifel breit, hatte Leeroy uns etwa belogen?, wollte er deswegen dass wir zunächst Sir Henry alleine aufsuchten um ihn als Druckmittel zu nutzen?, wollte er darum seinen Bruder im Ernstfall auch nicht umbringen da der ganze Plan darin bestand diesen zurückzubringen?, was bedeutete dies für seine Vision wenn sie denn echt war?
Wir hatten so viel gemeinsam erlebt aber ich dachte an all die Täuschungen und finsteren Spielchen zurück welche wir auf den Reisen erlebt hatten, meine Wahrnehmung für sowas war zu Beginn der Reise nicht existent, sie war auch jetzt noch schlecht, aber … ich schüttelte den Gedanken ab, mich überkam mehr und mehr ein paranoides Gefühl, einhergehend aber auch Wut und Enttäuschung über Vergangenes, das war doch alles Blödsinn, ich sammelte mich
Die zuvor ätherische Frau schien jetzt vollständig normal zu sein nur ihre Augen wirkten noch eigenartig und sprach plötzlich zu uns, sie forderte Sir Henry und Leonard auf den Raum zu verlassen, sagte Leeroy noch dass es nötig war dass er dies erlebte, wir alle waren verwundert, die beiden aber reagierten nach einiger Zeit und gingen vorsichtig hinaus in die Werkstatt
Wieder sprach sie und erklärte „Meister möchte mit euch sprechen“, ich zuckte heftig zusammen, Panik machte sich breit, die deutete auf einen Spiegel im Raum, beinahe wollte ich fragend den Namen Shadar Logoth aussprechen unterbrach mich aber selber bei der Hälfte, Sorin hatte es anteilig aufgeschnappt und war irritiert am Nachfragen von wem ich sprach, dann setzte die Frau an und sprach einen Namen dreimal, doch es war ein anderer … Loganar Logoth, eine Gestalt erschien im Spiegel, die eines Drachen, eher in schattenhaften Farben gehüllt doch flüchtige Eindrücke konnten einem den Eindruck geben dass es einmal eine rote Färbung gewesen sein musste, lediglich ein Auge in der Mitte ähnlich eines Zyklopen
Ich verkrampfte, mir wurde übel und mein Herz raste. Dieses Szenario war keinesfalls weniger erschreckend als das ausgemalte mit Shadar Logoth und zugleich war es an dieser Stelle auch das am wenigsten erwartete …